Leidenschaft Essen und Trinken
(vor allem in Frankreich)

Confit
Mousse au chocolat
Crevetten

Essen in Frankreich

Über das Essen kann man tagelang diskutieren und streiten, ohne auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Zu unterschiedlich sind die Geschmäcker, die Vorlieben und auch die Vorurteile. Für den einen ist Essen reine Nahrungsaufnahme, für die andere ein kulinarisches Highlight, für den einen muss das Essen möglichst schnell auf den Tisch kommen, für die andere ist schon die langwierige Zubereitung eine Freude. Und natürlich hängt der Umgang mit dem täglichen Essen von vielen Gesichtspunkten ab, wieviel Zeit nehme ich mir oder habe ich zur Verfügung, bin ich von meinem Beruf so gestresst, dass ich keine Lust habe lange in der Küche zu stehen oder würdigt doch keiner meine kulinarische Leistung. Ganz entscheidend ist auch wieviel Geld ich überhaupt zur Verfügung habe, ob ich andere Interessen habe als gutes Essen und ob ich auch die Lebensmittel bekomme, die ich brauchen würde, um was besonderes herzustellen. Stelle ich die Speisen lieber selber her oder lasse ich mich von einem Koch in einem Restaurant bekochen. So unterschiedlich wie die Menschen sind, so unterschiedlich ist ihre Meinung zum Thema Essen.

Vorspeise Chèvre chaud
Hauptgericht Entrecôte
Nachspeise Baba au rhum

Auf die Frage "Was verbindest du mit Frankreich" hört man natürlich Paris und der Eifelturm, die Liebe, die Lebensart und immer wieder auch Essen und Trinken. Für die meisten Französinnen und Franzosen spielt tatsächlich das Essen eine herausragende Rolle. So verwundert es nicht, dass die französische Nationalküche 2010 als "gastronomisches Mahl der Franzosen" in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Laut einer Statistik von Eurostat lag der Anteil von Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken an den privaten Konsumausgaben 2019 in Frankreich bei 13,1 % (für Deutschland werden 10,8 Prozent angegeben, der europäische Durchschnitt liegt bei 12,1 %).

Jakobsmuscheln
Obst und Gemüse
Gebäck

Zutaten einkaufen auf Märkten und in Markthallen

Wichtig für ein gutes Essen sind die Zutaten, die "Rohstoffe". Die Franzosen kaufen diese meist auf den regionalen Wochenmärkten und Markthallen. Fast jeder Ort hat einen "Marché" mindestens einmal die Woche. Die örtlichen Touristenbüros oder auch das jeweilige Bürgermeisteramt ("Mairie") geben über Termine und den Ort gerne Auskunft. Auf den, das ganze Jahr stattfindenden Märkten, kennt man seine Händler, man hat Vertrauen in sie und weiß, welche Ware bei ihm besonders gut ist. Den Käufer, der immer wieder kommt, wird er nicht enttäuschen, das wäre für ihn ja mehr als Rufschädigung und er würde die einheimische Kundschaft verlieren, so was spricht sich schnell rum.

Anders sieht es leider auf manchen Touristenmärkten aus, da weiß der Händler, dass dieser Käufer wohl kaum wieder kommt, eigentlich schade.

Oft erfährt man beim "Händler seines Vertrauens" auch wertvolle Tipps über Zubereitung, Garzeit, Beilagen ... Und man kann auf den französischen Märkten alles probieren. Wie sagt unser französischer Freund Jean-Roger: "Wenn ich auf den Markt gehe, bin ich danach so satt, dass ich mir das Mittagessen sparen kann."

Das reichhaltige Angebot auf den Märkten und in den Markthallen macht Lust auf Essen, es regt die Phantasie und den Appetit an, man stellt fest, dass man dies oder jenes ja schon lange nicht mehr gegessen hat, man findet saisonale Produkte usw. (Hier ein paar Impressionen von Märkten und aus Markthallen) Selbst Drei-Sterne-Köche kaufen auf dem Markt die Zutaten für ihre kulinarischen Kreationen.

3-Sterne-Koch Gilles Goujon
3-Sterne-Koch Gilles Goujon
3-Sterne-Koch Gilles Goujon

Zufälligerweise am Wochenmarkt in Lézignan gesehen: Gilles Goujon, der einzige Koch in Okzitanien, der vom Guide Michelin mit drei Sternen ausgezeichnet wurde. Sein Restaurant "L`Auberge du Vieux Puits" befindet sich in Fontjoncouse im Departement Aude.

Und wer will, kann sich auf dem Markt auch eine Portion eines fertigen Essens mitnehmen, das Händler ("Traiteur") dort in großen Pfannen frisch zubereiten und das bei Franzosen und Französinnen sehr beliebt ist. Man muss es beizeiten einkaufen, denn die Portionen sind schnell weg, denn es schmeckt wirklich, was ich aus eigener Erfahrung weiß. Oft kann man auswählen zwischen Couscous, Choucroute (Sauerkraut mit Beilagen), Paella, Lentilles (Linseneintopf mit Beilagen), Moules, Seiches (Tintenfisch), Macaronade usw.

Auf dem Markt

Auf dem Markt

Auf dem Markt

Auf dem Markt
Auf dem Markt
Auf dem Markt

Zutaten einkaufen in Bioläden und bei regionalen Anbietern

Wie schon erwähnt, sind für ein gutes Essen gesunde, frische, wohlschmeckende und manchmal auch außergewöhnliche Zutaten notwendig. Wenn nicht auf dem Markt, so kaufen immer mehr Französinnen und Franzosen diese in den Bioläden und Bio-Coops, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Genauso wie Läden, in denen ausschließlich regionale Produkte verkauft werden. Da weiß man dann, woher das Obst oder Gemüse, das Fleisch oder der Käse kommt, kennt oft den Hersteller und die Produktionsstätte, hat sie vielleicht sogar schon besucht (Zweimal im Jahr gibt es bei den regionalen Produkteuren oft so etwas wie "Tag der offenen Tür", oft bezeichnet als "De ferme en ferme").

Biocoop
Regionalladen
Biocoop

Wer das Glück hat, in der Nähe eines Hafens zu wohnen, der kann sich den fangfrischen Fisch und andere Meeresfrüchte oft auch direkt gleich an der Anlegestelle einkaufen. Frischer geht es nicht und der Fischer nimmt den Fisch auch aus, zerlegt ihn portionsgerecht und verrät auch noch die beste Gar- und Kochmethode.

Frischer Fisch
Frischer Fisch
Frischer Fisch

Tagesablauf beim Essen

Ähnlich wie in Deutschland, so gibt es auch in Frankreich drei "Mahlzeiten" am Tag. Das Frühstück, "Le petit déjeuner", fällt eher kleiner aus. Ein Milchkaffe in einer "Bol", einer kleinen Schüssel, ein Stück Baguette, vielleicht mit Marmelade, oder Brioche, am Sonntag vielleicht ein Croissant oder ein Pain au chocolat, das war es schon. Man nimmt sich dafür wenig Zeit.

Das Mittagessen, "Le déjeuner", ist dafür ein fester Bestandteil der französischen Esskultur. Es beginnt meist gegen 12 Uhr und kann schon mal bis 14 Uhr dauern. Hier wird häufig ein dreigängiges Menu bestehend aus Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise zu sich genommen. Dazu wird hauptsächlich Wasser und vielleicht ein Glas Wein getrunken. Den Abschluss bildet ein kleiner Café, "un petit café". Wie überall hat aber der moderne Arbeitsalltag dazu geführt, dass viele Franzosen mittags nicht mehr zu Hause essen, sondern in Schnellrestaurants oder Supermärkten mit Selbstbedienungs-Imbiss, neuerdings auch den immer häufiger auftauchenden "Food-Trucks", die oft auch ein hervorragendes und abwechslungsreiches Angebot haben. Und auch hier wird Wert gelegt auf ein dreigängiges Menue und zum Schluß einen Café..

Turmuhr

Dazu eine kleine Geschichte: Man braucht gar nicht auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, wann es Mittag ist. Kurz vor 12 Uhr fahren die Weinbauern mit ihren Treckern von den Feldern heim, die Handwerker packen das Werkzeug weg .. alle wollen sie pünktlich um 12 Uhr am Esstisch sitzen.
Dazu passt auch, dass in vielen Orten, vor allem auf dem Land, die Kirchen- und Turmuhren im Abstand von zwei, drei Minuten zweimal die Uhrzeit per Glockenschlag verkünden. Früher hatte man bei der Arbeit keine Uhr dabei und Handys gab es ja auch noch nicht. Man hörte zwar die Uhr schlagen, aber war das jetzt elf Mal oder vielleicht doch schon zwölf Mal. Also hörte man ein paar Minuten später genauer zu und zählte mit. So kam man nicht zu spät. Dies ist bis heute erhalten geblieben und so mancher Tourist fragt sich, was das soll.

Kirchenuhr

Wenn die Schule aus ist, so gegen 16 Uhr, gibt es einen kleinen Nachmittagssnack, "Le goûter". Früher war das für die Schulkinder, die ermüdet nach Hause kamen, heute hat sich das aber in vielen Haushalten eingebürgert. Es gibt einen Saft oder einen Tee, dazu ein paar Plätzchen oder ein kleines Teilchen vom Bäcker, "petits gâteaux".

Gegen 20 Uhr gibt es dann das Abendessen, "Le dîner" oder "Le souper". Auch dieses besteht aus mindestens drei Gängen, oft sind es aber auch mehr. Meist beginnt man mit einer leichten Suppe, "Le potage" oder "La soupe", gefolgt von einer warmen oder kalten Vorspeise "Hors-d'œuvre" oder "Entrée". Dann als Hauptgericht entweder Fisch oder Fleisch, manchmal auch beides. Dazu trinkt man Wein. Ein Stückchen Käse und eine Nachspeise beenden das Mahl. Café und ein Verdauungsschnaps, ein "Digestif", dürfen auch nicht fehlen. Ob das wirklich jeden Abend so ausführlich zelebriert wird, entzieht sich leider meiner Kenntnis, aber ab und zu, wenn es z. B. etwas zu feiern gibt oder Freunde eingeladen sind, läuft das Abendessen so ab.

Apero

Suppe

Vorspeise

Hauptgericht
Käse
Nachspeise

Der Apéritif

Unbedingt erwähnenswert ist der Apéritif, kurz Apéro genannt. In Deutschland eher unüblich, gehört er in Frankreich doch zum täglichen Leben. Früher wurde er sowohl vor dem Mittagessen als auch vor dem Abendessen "zelebriert". Immer kürzere Mittagspausen und auch die verstärkten Alkoholkontrollen der französischen Polzei haben den Apéro eher auf den Abend verschoben.

Nach der Arbeit, nach dem Büro, nach der anstrengenden Feldarbeit trifft man sich mit der Familie, oft auch mit Freunden zu einem oder vielleicht zwei Gläsern eines meist alkoholischen Getränks um vom Arbeitsstress herunterzukommen, zum Abschalten, um sich auf das Abendessen vorzubereiten und auf die ruhigere Zeit einzustimmen.

Dazu trinkt man - je nach Region - ein Glas Anisschnaps (Ricard, Pastis ...), einen Rosé oder Weißwein, manchmal gemischt mit schwarzem Johannisbeerlikör (Cassis) als "Kir", ein Glas "Blanquette de Limoux" oder "Crémant" (Sekt) oder auch nur einen Schoppen Bier. Bei unserer französischen Freundin Gisèle weiß ich in der Zwischenzeit, dass sie zum Apéro gerne "Whisky-Coca trinkt - jeder nach seinem Geschmack ("chacun à son goût"). Für Kinder gibt es einen der zahlreichen Sirups mit Wasser.

Dazu bietet man Oliven, Erdnüsse, Chips oder Saucisson sec (luftgetrocknete Wurst) an und macht ein wenig Small-Talk, redet über das Wetter oder ein Sportereignis. Gespräche über Politik werden fast immer vermieden. Nach einer guten Stunde ist der Apéro beendet (sollte man als "Neuling" beachten), man verabschiedet sich von den Freunden und bereitet sich auf das Abendessen vor.

Etwas anderes ist es dagegen, wenn man zu einem "Apéro dînatoire" eingeladen wird. Der kann dann schon mal länger dauern, es gibt kleine Häppchen und Snacks, fast wie ein kleines Abendessen.

Apéro dînatoire

Apéro dînatoire

Apéro dînatoire

Apéro dînatoire
Apéro dînatoire
Apéro dînatoire

Unser Freund Jean-Roger ist der Meinung, dass man Freundschaft vor allem an der Einladung zum Essen erkennen würde. Die einfachste Stufe, quasi zum Kennenlernen, wäre die Einladung zu einem Apéro. Kennt man sich dann schon besser, so würde man seiner Meinung nach zu einem Mittag- oder Abendessen eingeladen werden. Die dritte Stufe wäre dann die Einladung zu einem gemeinsamen Restaurantbesuch, natürlich wählt der Einladende sein bevorzugtes Restaurant aus. Die höchste Stufe der Freundschaft wäre dann seiner Meinung nach ein gemeinsames Picknick. Dabei würde der Einladende seinen Lieblingsplatz am Meer, in der Natur, an einem Fluß oder See, ... was man ja nicht bei jedem machen würde.

Villeneuve-Minervois - Auberge de la Clamoux
Ferrals-les-Corbières -  Chez Bembe
Minerve - La Table des Troubadours

Besuch in einem Restaurant

In Frankreich geht man gerne in ein Restaurant. Zusammen mit Freunden oder auch nur in der Familie genießt man die angenehme Atomsphäre, probiert gerne Neues aus, lässt sich beraten und auch gerne mal bedienen. Es muss nicht zwangsläufig ein Sterne-Restaurant sein, es muss einfach gut sein. Essen ist in dem Fall mehr als reine Nahrungsaufnahme, es wird als kulinarisches Ereignis und Erlebnis angesehen. Grundsätzlich geht man eher am Abend, da hat man mehr Zeit, Ruhe und Muse und das braucht man, wenn man es genießen will, unbedingt. Frühestens für 19 Uhr, besser ab 20 Uhr ("Wer vor 20 Uhr Hunger hat, der kann kein Franzose sein", so ein französischer Freund) sollte ein Tisch bestellt werden, gerade in guten Restaurants ist das unerlässlich.

Am Eingang wartet man auf den Ober oder die Kellerin, um sich zu einem Tisch führen zu lassen. Niemals sollte man, wie in Deutschland üblich, sich selber einen Platz in einem Restaurant aussuchen (in Brasserien, Bars oder Cafes ist das aber durchaus üblich). Beim Verteilen der Speisekarte wird die Bedienung schon fragen, ob man einen Apéritif möchte, zwingend ist das aber nicht. Die schwierigste Entscheidung aber ist, was esse ich. Nehme ich ein Menu (mindestens dreigängig) oder esse ich "à la carte", stelle ich mir die Speisenfolge also selber zusammen. Ich nehme fast immer ein Menu, zum einen ist die Speisenabfolge fast immer auf einander abgestimmt, zum anderen ist es preiswerter als sich aus der Speisekarte etwas auszusuchen.

Manchmal ist es auch hilfreich, die Bedienung zu fragen, was sie heute empfehlen könne. Besonders wenn man in dem Restaurant schon bekannt ist, bekommt man immer gute Vorschläge.

Im Restaurant
Im Restaurant
Im Restaurant

Ein paar Hinweise zum Essen in einem Restaurant

Will man mal in einem Restaurant preiswerter essen, so empfiehlt es sich, "Plat du jour", das täglich wechselnde Tagesmenu zu wählen. Es besteht fast immer ebenfalls aus drei Gängen, wobei man manchmal aus zwei Angeboten auswählen kann. Meistens ist es am Eingang des Restaurants angeschrieben und man kann schon vorher in Ruhe überlegen.

Schwierig ist oft auch die Wahl des Weins - in Frankreich trinkt man zum Essen grundsätzlich Wein und nur ganz selten Bier oder ein anderes Getränk. Fast jedes Restaurant hat daher seine eigene Weinkarte mit Dutzenden von verschiedenen Weiß-, Rosé- und Rotweinen unterschiedlichster Herkunft, Traubenart, Alter und natürlich Preisklasse. Auch hier kann es hilfreich sein, den Ober oder die Kellerin nach Rat zu fragen, welcher Wein zu dem bestellten Essen passt (was oft schwierig ist, wenn am Tisch verschiedene Speisen, z.B. Fisch und Fleisch, bestellt wurden - notfalls bestellt man halt von jedem Wein jeweils nur ein Glas). Will man keinen so teuren Wein trinken, dann kann man auch nach einem "Pichet rouge oder rosé oder blanc" fragen, das ist dann der Hauswein, serviert in einer Karaffe. Wir sind damit immer gut gefahren.

Gleich nach der Bestellung wird der aufmerksame Ober gleich eine Karaffe mit Wasser und ein Körbchen mit Baguette bringen und vielleicht einen kleinen "Gruß" aus der Küche, ein Appetithäppchen (amuse-gueule). Dies kostet nichts extra. Hat man einen Aperitif bestellt, dann gibt es dazu oft ein Schälchen mit Oliven, Erdnüssen oder Chips. Ja und dann heißt es geduldig sein und warten, bis der erste Gang kommt. Kochen dauert halt, wir freuen uns ja auf frisches, gutes Essen und wollen nichts aus der Mikrowelle oder halb gar. Aber wenn man mit Freunden oder mit der Familie zum Essen geht, hat man sich ja eh viel zu erzählen und auch viel Zeit mitgebracht.

Amuse-Gueule
Amuse-Gueule
Amuse-Gueule

Hat man zum Essen eine Flasche Wein bestellt, dann wird diese vom Ober am Tisch entkorkt und jemand aus der Rund probiert, ob der Wein gut ist, ob er korkt und richtig temperiert ist. Die Bedienung wartet auf ein Zeichen (wohlwollendes Kopfnicken), um dann einzuschenken. Sollte der Wein einen Fehler aufweisen, darf man selbstverständlich darauf hinweisen und eine neue Flasche wird gebracht.

Auch wenn es manchmal auf den ersten Blick nicht so aussieht, die Franzosen legen großen Wert auf gutes Benehmen und Tischmanieren. Obst und Geflügel sollten mit Messer und Gabel gegessen werden (in Deutschland ist man da "großzügiger"). Herumtobende schreiende Kinder sind ebenso wenig erwünscht, wie übergroße Lautstärke beim Unterhalten oder wohlgemeinte Trinksprüche, die das ganze Lokal unterhalten können. Das soll nicht heißen, dass Kinder in einem Restaurant nicht willkommen sind, häufig findet man auf den Speisekarten auch eigene Kindermenus, Hochstühle für Kleinkinder sind fast immer vorhanden und manchmal gibt es auch eine kleine Spielecke. Nach der Bedienung wird nicht laut gerufen, sondern eher mit einem Fingerzeig. Und das Wort "Garçon" für Ober oder Kellner, so wie wir es in der Schule gelernt haben, ist absolut unangemessen. Wenn schon, dann "Monsieur" oder "Madame", und bitte nicht "Mademoiselle".

Haben alle fertig gegessen und getrunken, bleibt nur noch die Bezahlung. Man bittet den Ober, die Bedienung um die Rechnung ("L`addition", das Wort "payer", was ja auch zahlen bedeutet, ist eher unüblich). Ist man in dem Restaurant und beim Kellner schon gut bekannt, dann kann man auch mit einem Augenzwinkern "La douloureuse" ordern, übersetzt heißt das "die Schmerzliche, nämlich die Rechnung. In Frankreich wird der Ober dann eine Gesamtrechnung für den ganzen Tisch bringen, die einer, meistens der, der die Rechnung bestellt hat, bezahlen wird.

Der Ober wird die Rechnung verdeckt auf einem kleinen Tellerchen auf den Tisch stellen. Darauf legt man auch das Geld oder den Scheck oder geht damit zur Kasse, wenn man mit Kreditkarte bezahlen möchte. Es ist unüblich, dass getrennt bezahlt wird. Außerhalb des Lokales teilt man dann großzügig die Gesamtsumme durch die Anzahl der Personen, Kleinkinder werden dabei unberücksichtigt gelassen, größere Kinder, wenn überhaupt, als "halbe Person" gerechnet. Und dann gibt man das Geld demjenigen, der die Rechnung im Lokal bezahlt hat (oder man einigt sich darauf, dass beim nächsten Mal die Rechnung jemand anderes übernimmt). Rechnungen sollten übrigens nicht aufgerundet werden. Das Trinkgeld, je nachdem wie zufrieden man mit dem Service und dem Essen war, lässt man einfach auf dem Tisch liegen.

Im Restaurant
Im restaurant
Im restaurant

Le Guide Michelin

Für manche Menschen ist der Besuch in einem Restaurant, das vom "Guide Michelin" einen, zwei oder gar drei Sterne verliehen bekommen hat, ein besonderes (wenn auch teures) Erlebnis. Anfangs (ab 1900) war es ein reiner Reiseführer für Frankreich, der ab 1926 erstmals das Drei-Sterne-System für Restaurants einführte. Im Laufe der Jahre wurde das Bewertungssystem auf die ganze Welt ausgedehnt.

Heute gibt es zwei Michelin-Führer: den roten Michelin als Führer für Restaurants und Hotels und den grünen Michelin, ein touristischer Führer. Weltweit gibt es mehr als 3000 Restaurants, die diese Auszeichnung erhalten haben und somit in dem roten Michelin aufgeführt werden (für fast jedes Land gibt es jedes Jahr eine eigene Ausgabe). In Deutschland sind es insgesamt 340 Restaurants, davon 11 mit drei Sternen, 45 mit zwei Sternen und 284 mit einem Stern (lt. Guide Michelin 2020). Zusätzlich und erstmals erhielten 18 Restaurants einen Grünen Stern für besondere Nachhaltigkeit.

In Frankreich, dem Mutterland des Guide Michelin, gibt es zur Zeit 628 Restaurants mit Sterne-Auszeichnung, davon 30 Restaurants mit drei Sternen (10 davon sind in Paris). Jedes Jahr, meist im November, fiebert die Gastronomie der Bekanntgabe der Sterne entgegen. Die Enttäuschung ist dann groß, wenn man wieder nicht dabei ist. Die Aberkennung eines Sterns kann zum finanziellen Ruin führen und manchmal auch zum Selbstmord des Koches.

Die Tester, die für den ältesten und bekanntesten Gastronomieführer anonym die Restaurants prüfen, bewerten nach fünf Kriterien:
- die Qualität der Zutaten
- die fachgerechte Zubereitung und geschmackliche Harmonie
- die Persönlichkeit des Chefs in der Küche
- das Preis/Leistungsverhältnis
- die gleichbleibende Qualität der kompletten Speisekarte


Danach werden die Sterne vergeben. Sie bedeuten:
- 3 Sterne: eine einzigartige Küche, eine Reise wert
- 2 Sterne: eine hervorragende Küche, einen Umweg wert
- 1 Stern: sehr gute Küche mit Finesse, ein Stopp wert

In Okzitanien gibt es 53 Restaurants mit Sternen (Stand Jan. 2021): 1 Restaurant hat drei Sterne (Gilles Goujon mit seinem Restaurant "L´Auberge du Vieux Puits" in Fontjoncouse im Dep. Aude), 7 Restaurants wurden mit zwei Sternen ausgezeichnet und 45 Restaurants mit einem Stern.

Tipp: Relais Routier

Wenn man in Frankreich mit dem Auto unterwegs ist (nicht auf der Autobahn, sondern auf einer Route Nationale mit Fernverkehr) und der Hunger überkommt einen, dann heißt es Ausschau halten, nach einem Parkplatz mit vielen LKWs. Das sind meist sog. "Relais Routier", also Fernfahrer-Restaurants, in denen man herzhaft und preiswert essen (übrigens auch übernachten) kann. Zum Essen gibt es drei Gänge zur Auswahl, oft regionale Küche und Wein aus der Gegend. Die Brummi-Fahrer benutzen gerne dieses Angebot, meist zum Stopp für die Übernachtung, und geben es dann, wenn es empfehlenswert ist, auch an ihre Kollegen weiter. Und wenn viele LKWs dort parken, muss das Essen und die Atmosphäre entsprechend gut sein.

Picknick

Picknickplatz
Picknickplatz
Picknickplatz

Die Franzosen (und wir übrigens auch) lieben Picknick. Plätze dafür gibt es überall, in schattigen Wäldchen am Straßenrand, am Meer, an den Autobahnparkplätzen (hier sind sie sogar besonders ausgeschildert), oft auch in Parkanlagen kleiner Orte, an besonders schönen Stellen mit toller Aussicht ... meistens sehr sauber und gepflegt. Die zuständige Gemeinde oder Verwaltung legt großen Wert darauf. Sie will ja bei den Urlaubern und auch bei den Durchreisenden einen guten Eindruck hinterlassen.

Wir, und viele Franzosen lieben es, durch ein kleines Dorf zu fahren, beim Bäcker ein frisches Baguette, ein paar Croissants und süße Teilchen zu kaufen, beim Metzger etwas Salami und ein Stück Paté, für die Kinder eine Cola oder ein Orangina, beim Weinhändler an der Straße eine Flasche Wein aus der Gegend und vielleicht am Obststand am Straßenrand frische Tomaten, Weintrauben oder Obst der Saison. Und dann einen schönen Picknickplatz suchen. Man muss gar nicht weit fahren und schon hat man ein schönes Plätzchen entdeckt (zumindest meist, wenn man nämlich zu spät dran ist, dann sind sie schon alle belegt - zwischen 12 und 14 Uhr essen die Franzosen!).

Picknick
Picknick
Picknick

Und beim Picknick lassen sie sich nicht stören. Kinder dürfen ausgelassen sein, um den Tisch rennen, laut lachen oder singen. Es wird Kraft geschöpft für die weitere Autofahrt, für den Marsch über die Düne zum Meer oder die Fortsetzung des Wanderweges. Außer einer (blauen) Kühltasche mit kühlen Getränken, einer Tischdecke und den eingekauften Sachen braucht man nichts. Gute Laune, Hunger und Appetit reichen aus. Und danach wird auch der Müll mitgenommen oder entsorgt.




Ja, ja, "Wie Gott in Frankreich" werden jetzt manche denken, ja es ist schön hier und ich bin froh und dankbar, dass ich das erleben darf. Interessanterweise kennt keiner unserer französischen Freunde und Freundinnen diesen Spruch. Angeblich soll er abgeleitet worden sein von einem Ausspruch des Kaisers Maximilian I., der im 16. Jhd. gelebt hat. Er soll gesagt haben: "Wenn es möglich wäre, dass ich Gott sein könnte und zwei Söhne hätte, so müsste der älteste nach mir Gott und der andere König in Frankreich sein". Daraus soll dann die Redewendung "wie Gott in Frankreich" geworden sein. Doch genau ist die Herkunft bis heute nicht geklärt, aber wir wissen, was damit gemeint ist.

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