Leidenschaft Essen und Trinken
Essen im Zusammenhang mit Festen
und Feierlichkeiten in Frankreich
Weihnachten: Bûche de Noël
- Holzscheit
Traditionsgemäß wird in Frankreich nach dem
opulenten Weihnachtsmenu der "Bûche de Noël" serviert, ein
festlich geschmückter Baumkuchen in Form eines Holzscheits meist mit
Buttercreme und reichlich verziert.
Nein, kein echtes Holz, sondern eine süße
Nachspeise kommt auf den Tisch.
Diese Tradition geht zurück auf das Mittelalter,
wahrscheinlich sogar noch viel früher, da wurde ein richter Holzklotz
verbrannt, um dem Hof und dem Haus Frieden und Glück zu bringen. Dieses
Ritual ist eng verbunden mit der Feier der Wintersonnenwende. In vielen Ländern
wurde bereits am 21. Dezember, dem Tag der Sonnenwende, ein gewaltiger
Holzscheit, der vorher mit Salz und Wein oder Schnaps beträufelt wurde als
Opfergabe, später als das Christentum diesen eigentlich heidnischen Brauch übernommen
hatte, auch mit Weihwasser, vom jüngsten und dem ältesten
Familienmitglied entzündet. Früher war das Holzstück so mächtig,
dass es, so wollte es die Tradition, zwölf Tage lang brannte und glimmte.
Im Süden verwendete man den Stamm eines Obstbaumes, meist Kirsche, Pflaume,
Mandel oder Olive, das sollte im kommenden Jahr eine gute Ernte versprechen, im
Norden waren es die Eiche und die Buche. Die Asche wurde dann aufgehoben und
sollte Schutz vor bösen Geistern und Unwetter bringen. Manchmal wurde sie
auch auf dem Feld oder dem Garten verstreut, um eine gute Ernte zu fördern.
Mit dem Verschwinden der großen Feuerstellen
wurde auch der Holzscheit kleiner, dafür geschmückt mit Blättern
der Stechpalme und bunten Bändern. Am 24. Dezember wurde er mit dem
gleichen Ritual entzündet. Alle Bewohner und Gäste des Hauses
einschließlich der Bediensteten versammelten sich dann vor dem Ofen oder
Kamin, beträufelten den brennenden Scheit mit Wein, Salz, Milch und Honig
als Dank für die guten Gaben des letzten Jahres und sprachen Dankgebete und
gedachten des vergangenen Jahres.
Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen
Veränderung der Wohnverhältnisse verschwanden auch zunehmend die
holzbeheizten Öfen. Die Tradition des Bûche de Noël drohte in
Vergessenheit zu geraten. Mitte des 19. Jahrhunderts erfanden dann findige
Konditoren die Bûche als Kuchen. Wobei nicht genau geklärt ist, wer
der eigentliche Erfinder war. Es könnte ein Konditor aus Paris oder aus
Lyon gewesen sein oder der Küchenmeister eines Fürsten. Man weiß
es nicht genau.
Die ersten kuchigen Bûche waren vor allem für
den Adel und die Bourgeoisie in den Städten gedacht. Sie bestanden aus
einer Biskuitrolle, die mit heller Buttercreme gefüllt wurde, außen
mit dunkler Creme bestrichen und geriffelt und mit Süßigkeiten, z. B.
kleine Baiser in Form von Beeren und Pilzen, verziert wurde. Sie sollte
aussehen, wie ein Baumstamm.
Nach dem 2. Weltkrieg erfreute sich dann die Bûche
de Noël auch für das "normale" Volk großer
Beliebtheit. Seitdem gehört dieser Kuchen zum selbstverständlichen
Ritual des Weihnachtsessens. Viele Bäcker und Konditoren verwenden viel Mühe
und Anstrengung für den Weihnachtskuchen und bieten ihn heute mit
verschiedenen Geschmacksrichtungen und phantasievoller Dekoration noch immer
handgemacht an. Vorbestellungen sind oft unerlässlich.
In den letzten Jahren erfreuen sich auch die "Bûche
de Noël" aus Eiscreme großer Beliebtheit. Sie sind nicht ganz so
üppig wie die mit Buttercreme gefüllten Kuchen. Dazu ein Gläschen
Champagner oder Blanquette runden das opulente Weihnachtsmenu ab.
©uew-2025-01