Leidenschaft Essen

Es brennt! - Nein, es werden nur Merguez gegrillt!

Waldbrände sind in Frankreich sehr häufig. Bei jedem "Nicht"-Franzosen klingeln also bei nebenstehendem Bild sofort alle Alarmglocken. Er wird seine Lieben um sich scharen, das Auto startklar machen, die Umgebung hektisch in Aufregung versetzen und sich dann wundern, wenn die Franzosen nur lächelnd den Kopf schütteln, sich ein weiteres Glas Pastis einschenken und zur Tagesordnung übergehen.

Nein, wir wollen uns hier nicht über die katastrophalen Brände lustig machen, die jedes Jahr Tausende Hektar Wald und Hab und Gut vieler Menschen zerstören, sondern wir wollen nur den Blick schärfen auf eine beliebte französische Tätigkeit die mehrmals täglich praktiziert wird und die der Frankreich-Urlauber akzeptieren muss. Es ist der Mench auf dem rechten Foto, der nichts anderes tut, als sein Mittagessen, sein Abendessen, seine Vorspeise zubereitet, indem er seine beliebten Merguez grillt. Und dies geschieht nun mal mit ungeheurem Rauch.

Als wir einmal vor vielen Jahren einen Campingplatz mitten in Burgund abseits jeder Touristenströme anfuhren, wurden wir von den anwesenden ausschließlich französischen Campern mißtrauisch und skeptisch beäugt. Als wir dann gleich nach dem Abstellen des Wohnwagens den Grill anzündeten und mit viel Qualm und Rauch uns Merguez zur Stärkung grillten, war das Eis sofort gebrochen und wir erhielten anerkennendes Kopfnicken, manch freundliches Wort, jede Unterstützung und viele hilfreiche Tipps.

Merguez sind Würstchen, die wohl während der Kolonialzeit aus Nordafrika (Tunesien/Algerien/Marokko) nach Frankreich mitgebracht wurden. Sie werden hergestellt aus Lammfleisch (manchmal auch Schafsfleisch), Knoblauch, Paprika, Kümmel, Salz, Pfeffer, Harissa, Olivenöl und Wasser (manchmal auch eine Prise Zimt). Wer möchte, der kann sie auch selber herstellen. Hier ein Rezept aus Frankreich. Wir kaufen sie einfacherweise lieber stückweise frisch bei einem guten Metzger (niemals als Massenware und fertig abgepackt in einem Supermarché).

Sie werden entweder auf einem Grill (mit viel Qualm und Rauch) oder in einer Pfanne scharf und dunkel angebraten.

Das herabtropfende Fett, das in die heiße Glut gelangt, ist es, das den Qualm und Rauch verursacht, der uns manchmal eben das ungute Gefühl eines Feuers bzw. eines Waldbrandes vermittelt.

	Diese "französische" Spezialität findet man heute von der Bretagne im Norden bis zum Languedoc-Roussillon im Süden in jeder Region in Frankreich. Auf keinem Fest darf die Merguez fehlen, an jedem Imbissstand ist sie zu haben.
Man isst sie heiß mit scharfem Senf ("Dijon-Senf") und einem Stück Baguette und einem guten Glas Pastis (Ricard!!). Aber auch mit Pommes Frites oder in ein halbes Baguette eingelegt (wie eine Bratwurst-Semmel), mit und ohne Ketchup (wer`s mag), als Beilage zu Couscous oder in der "Nouvelle Cuisine" sind die Merguez zu finden.

In einem französischen Gourmet-Kochbuch las ich vor kurzem folgenden Hinweis (den ich aber noch nicht ausprobiert habe): Man esse zuerst ein Stück der glühendheißen Merguez und kühle dann den höllisch brennenden Mund mit einer kühlen, salzigen Huitre - das sei DER kulinarische Höhepunkt. Na denn, bon appétit!

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