Leidenschaft Okzitanien
Sehenswertes in Okzitanien
Les Chevaliers Cathares - Die
Katharer-Ritter in der Nähe von Narbonne
Wenn sie vom Autobahnkreuz in Narbonne auf der A61
Richtung Carcassonne/Toulouse unterwegs sind, fallen ihnen unwillkürlich
die drei weißen Zylinder am Rande der Autobahn auf. Das sind die "Chevaliers
Cathares", die Katharer-Ritter, die auf der Autobahn-Raststätte
Pech-Loubat über das Land schauen.
Hubert Mouly, der ehemalige Bürgermeister von
Narbonne, hatte sie 1977 in Auftrag gegeben. Der bekannte Künstler Jacques
Tissinier (1936-2018), ein Sohn des Departements Aude aus der Region Lauragais,
wollte mit seinen rund 13 Meter hohen Skulpturen, die 1980 eingeweiht wurden,
ein Werk schaffen, das an die schreckliche Zeit der Katharerverfolgung in
Okzitanien erinnern sollte. Weit mehr als Hunderttausend Menschen wurden
zwischen 1200 und 1320 als "Ketzer" verfolgt, misshandelt, ermordet
und verbrannt. Und das nur, weil sie dem katharischen Glauben angehörten.
Am Fuße der Kunstwerke befindet sich daher auch die Inschrift "Les
pierres, témoins muets de la tragédie cathare" ("Die
Steine, stumme Zeugen der katharischen Tragödie").
Bei einem der Zylinder kann man über eine
Wendeltreppe im Inneren ganz nach oben steigen. Von dort aus hat man einen schönen
Blick über das Corbières, den Ètang de Bages und das Massiv
de la Clape. Und auch die Stadt Narbonne mit der Kathedrale St.-Just liegt einem
zu Füßen. Zu Anfang gab es dort oben auch noch ein Fernrohr, das aber
in der Zwischenzeit leider gestohlen wurde.
Kritik an dem Kunstwerk kam von Historikern und Anhängern
des Katharismus, da es nie Ritter bei den Katharern gegeben hätte. Und die
drei Skulpturen inspirierten auch den bekannten französischen Sänger
und Komponisten Francis Cabrel zu einem Chanson mit dem Titel "Les
Chevaliers Cathares"(hier
auf Youtube anhören). Darin übt er deutliche Kritik an dem Künstler
und schreibt u.a. dazu: "Les chevaliers cathares pleurent doucement au bord
de l´autoroute quand le soir descend, comme une dernière insulte, un
dernier tourment au millieu du tumulte en robe de ciment" ("Die
katharischen Ritter weinen leise am Rande der Autobahn, wenn der Abend sich
senkt, wie eine letzte Kränkung, eine letzte Qual inmitten des Getümmels
in Zementkleidern.") Dies gefiel dem Künstler Jacques Tissinier überhaupt
nicht und er forderte Cabrel auf, sich zu entschuldigen, andererseits würde
er ein Duell mit den Waffen, die Cabrel wählen solle, fordern. Dazu kam es
aber nicht.
1982 kaufte die Autobahnbetreiber-Gesellschaft ASF das
Gelände der Stadt Narbonne ab und kümmert sich seitdem im Rahmen ihrer
"Autobahnkunst" um das Kunstwerk.
©uew-2023-03