Etwa 10 Kilometer westlich von Béziers im
Departement Hérault im Gemeindegebiet von Montady und Colombiers befindet
sich dieser ehemalige, heute trockengelegte Süßwasserteich, der sich
sonnenförmig in die Landschaft einbettet. Einen besonders schönen
Blick auf dieses Gebiet bekommt man vom nahegelegenen "Oppidum d´Ensérune",
einer aus dem 6. Jahrhundert vor Christus auf einem Hügel errichteten
befestigten Siedlung. (Das interessante Museum über diese Siedelung kann
man besuchen, nähere Infos unter
https://www.enserune.fr/)
Im früheren Mittelalter bezeichnete man den Etang
de Montady als "einen verseuchten Teich, dessen stehendes Wasser Tod und
Krankheiten verbreite". Das lag wohl daran, dass der Tümpel ein
hervorragendes Brutgebiet für Mücken, Fliegen und andere Insekten war.
Da man außerdem wegen des damals rasch zunehmenden Bevölkerungswachstums
zusätzlich Ackerland benötigte, beschlossen die damaligen vier
Grundbesitzer nach Genehmigung durch den Erzbischof von Narbonne, der das
Wasserecht inne hatte, den Teich trocken zu legen. Zwischen 1248 und 1268
arbeiteten Bauern und Bürger aus den umliegenden Gemeinden und dem
nahegelegenen Béziers an der Realisierung dieses Projekts und wurden nach
Fertigstellung mit einem Stück des 425 Hektar umfassenden neu gewonnenen
Landes belohnt.
Bei der Entwässerung half die Tatsache, dass die
Umgebung des Teiches leicht anstieg. Es wurden Dutzende von Gräben vom außeren
Rand bis zum Mittelpunkt des Teiches gegraben. Die vielen Abflussgräben
verlaufen alle strahlenförmig, ergeben somit dreieckige Landabschnitte und
damit auch das Gesamtbild, das wie eine Sonne aussieht. In der Mitte errichtete
man einen kreisförmigen Abflussgraben, den sog. "Redondèl",
von wo aus man das Wasser in einem ca. 1300 Meter langen und 30 Meter tiefen
unterirdischen Kanal unter dem Malpas-Hügel durchführte bevor es
wieder an Tageslicht kam und schließlich in den Fluß Aude
eingeleitet wird.
Bei sintflutartigen Regenfällen, wie sie ab und
zu in Okzitanien vorkommen, füllt sich der Etang de Montady wieder. Aber
dank einer sehr guten Wartung der Abflussgräben, die von einem sog.
Teichtrocknungsverein, der seit dem Mittelalter existiert, durchgeführt
wird, an den jeder Landeigentümer eine jährliche Gebühr
entrichtet, verschwindet das Wasser wieder ganz schnell. Zurück bleibt
fruchtbarer Boden, der den über 100 Eigentümern überdurchschnittlichen
Ertrag einbringt.
Dieses Foto stammt von Wikipedia
Die Entwässerung des Etang de Montady war für
die damalige Zeit eine technische Meisterleistung. Für Pierre-Paul Riquet,
dem Erbauer des Canal du Midi, ein Indiz dafür, dass sein geplanter
Tunnel de Malpas, ganz in der Nähe
vom "Oppidum d´Ensérune" also auch machbar war.