Leidenschaft Okzitanien
Sehenswertes in Okzitanien
Die Abtei von Lagrasse -
L`Abbaye de Lagrasse
Ca. 35 km östlich von Carcassonne am Rande des
wunderschönen Ortes Lagrasse
liegt die mächtige Abbaye Sainte-Marie. Eine Urkunde Karls des Großen
von 779 gibt das Gründungsdatum dieser Abtei an. Dank der Unterstützung
des Kaisers und zahlreicher Schenkungen von Päpsten, reichen Gutsherren und
des Grafen von Barcelona und der damit verbundene Wohlstand machte die Abtei zu
einer der wichtigsten und einflussreichsten im ganzen Süden von Frankreich.
Sowohl in wirtschaftlichen, politischen und religiösen Angelegenheiten
spielte die Abtei bis ins 12. Jahrhundert eine wichtige Rolle.
Bis zur französischen Revolution gehörte das
Kloster der Glaubensrichtung der Benediktiner an und hatte in seiner Blüterzeit
im 12. Jahrhundert mehr als 100 Mönche. In den folgenden Jahrhunderten führten
kriegerische Auseinandersetzungen wie die Kreuzzüge gegen die Albigenser
(im 13. Jahrhundert), der Hundertjährige Krieg (im 14. Jhd.) und die
Religionskriege (im 16. Jhd.) zu einem Niedergang des Klosters. Dazu kam die "Konkurrenz"
durch die Zisterzienser (siehe Abtei Fontfroide) und die Dominikaner und
Franziskaner.
In den Wirren der französischen Revolution
verliesen 1792 die letzten 14 Benediktinermönche die Abtei, die in den
folgenden Jahren in zwei Teile aufgeteilt und zum Teil verkauft wurde. Erst 2004
ließ sich die Gemeinschaft "Chanoines Réguliers de la Mère
de Dieu" wieder in einem Teil der Abtei nieder. Sie leben nach den Regeln
des Heiligen Augustinus und haben heute mehr als 30 Ordensbrüder, die die
Abtei wieder zu ihrer ursprünglichen Berufung zurückführen.
(Angeschlossen ist die Schwesterngemeinschaft "Chanoinesses de la Mère
de Dieu" im nicht allzu weit entfernten Kloster "Mater Dei" in
Azille. Zusammen bilden sie die von Rom anerkannte Ordensgemeinschaft "La
Famille canoniale de la Mère de Dieu".)
In dem von den Klosterbrüdern verwalteten Teil können
u.a. neben dem beeindruckenden Klostergarten aus dem Mittelalter und der
Renaissance, der Innen- oder Ehrenhof aus dem 17. Jhd., die Abteikirche aus dem
13. Jhd., der Kreuzgang und die Klostergebäude, beide aus dem 18. Jhd., das
südliche Querschiff aus dem 11. Jhd. und der 42 Meter hohe Turm aus dem 16.
Jhd. besichtigt werden. Das Kloster gibt einen guten Überblick über
die Architektur von der Vorromanik bis ins 18. Jahrhundert wieder.
Den zweiten und älteren Teil der Abtei hat 2005
das Departement Aude gekauft und der Öffentlichkeit zugängig gemacht.
Hier kann man u. a. die ehemalige Wohnung des Abtes und die Kapelle Saint-Barthélemy
mit ihren gut erhaltenen Wandmalereien , die alten Schlafräume der Mönche
und das Lapidariumsmuseum mit Stuckarbeiten und romanischen Skulpturen des Maître
de Cabastany besichtigen.
Dreimal im Jahr findet in der Abtei das "Banquet
du Livre" statt, das Schriftsteller und Öffentlichkeit zu Diskussionen
einlädt. In einem öffentlich zugänglichen Literaturcafé am
Eingang zur Abtei kann man allerhand Bücher und Produkte aus der Region
kaufen und im Schatten großer Bäume einen Kaffee trinken.
Weitere Informationen zur "Abbaye de Lagrasse"
findet man auf der
Homepage der
Klostergemeinschaft.
©uew-2020-10