Leidenschaft Okzitanien
Sehenswertes in Okzitanien
Albi
Albi, die "rote Stadt", liegt im Département
Tarn, ca. 80 Kilometer nordöstlich von Toulouse am Fluß Tarn. Der
Ausdruck "rote Stadt" hat nichts zu tun mit der politischen
Einstellung, sondern damit, dass ein Großteil der Häuser und auch
die mächtige Kathedrale Sainte-Cécile und der Palais de la Berbie
aus roten, rosa-, orange- und ockerfarbenen Ziegeln gebaut wurden.
Nach Angaben des Touristenbüros besuchen jährlich
über 800 000 Menschen die Stadt und vor allem das Herzstück der
historischen Altstadt von Albi, die "Cité épiscopale d`Albi"
mit der Kathedrale, dem Bischofspalast, dem Museum Toulouse-Lautrec, der
Stiftskirche Saint-Salvi und der Brücke über die Tarn (Pont-Vieux).
Diese verschiedenen Bauwerke wurden 2010 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe
aufgenommen. In den von Fachwerkhäusern und prachtvollen Gebäuden aus
der Renaissance gesäumten schmalen Gassen, den Brunnen und kleinen
Parkanlagen herrscht ein ganz besonderer Flair. Bei einem Besuch in der
imposanten Markthalle kann man die regionalen Produkte probieren und kaufen.
Die Stadt, von den Römern gegründet ("Civitas
Albiensium"), gab auch den von Rom abtrünnigen Katharern, auch
Albigenser genannt, ihren Namen. Dafür wurde die Stadt in den
Glaubenskriegen fast vollständig zerstört, bevor Bernard de Castanet,
ein fanatischer Gegner der Katharer, zum Dank für den Sieg über die "Andersgläubigen"
Bischof von Albi wurde.
Am 15. August 1282 legte Bernard de Castanet den
Grundstein für diese Kirche. Über 200 Jahre dauerte es, bis sie fertig
wurde. Dafür ist sie die größte Backsteinkirche der Welt
geworden (Der Innenraum misst eine Länge von 100 m, die Breite beträgt
30 m, die Höhe des Innenraumes 30 m). Noch unter den Schrecken und dem
Eindruck der Albigenserkriege wurde die Kathedrale wie eine Wehrkirche und
Festung gebaut. An manchen Stellen sind die Mauern bis zu sechs Meter dick, die
Außenmauern 40 Meter hoch. Der Baustil ist gotisch, aber in einem
besonderen "südlichem" ("méridional") Stil.
Im Gegensatz zum Äußeren der Kathedrale ist
das Innere überreich mit Kirchenkunst verziert und bringt den Besucher mit
ihrer spirituellen Aussage sehr zum Erstaunen. Im Stil der Frührenaissance
haben italienische Künstler aus Modena und Bologna Fresken, Wände und
Decke bemalt und gestaltet. Mit einer Größe von fast 100 mal 28 Meter
ist das Fresko im Gewölbe das größte Werk italienischer Künstler
in Frankreich.
An der westlichen Seite des Kirchenschiffes wurde im
15. Jahrhundert das "Jüngste Gericht", ein 20 m mal 15 m großes
Fresko, von einem unbekannten französischen Maler erschaffen. Es ist eines
der bedeutendsten Kunstwerke des späten Mittelalters und ist zum Größtenteil
noch im Original erhalten.
Gleich neben der Kathedrale befindet sich der
Bischofspalast, der "Palais de la Berbie". Auch er ist festungsartig
gebaut, mit hohem Turm und stammt aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Heute
beherbergt der Palast das international bekannte "Musée
Toulouse-Lautrec" (seit 1922), das dem berühmten Maler, der 1864 in
Albi geboren wurde, gewidmet ist. Neben Zeichnungen, Gemälden, Entwürfen,
Malereien, Lithographien und Plakaten (mehr als 1000 Exemplare), die einen
Eindruck in das einzigartige Leben des Henri de Toulouse-Lautrec erahnen lassen,
sind auch zahlreiche Werke seiner Zeitgenossen mit ausgestellt.
Unbedingt sehenswert sind die Terrassen aus dem 17.
Jahrhundert. Wunderbar gestaltet, laden sie ein zu einem Spaziergang und einen
Blick auf die Tarn und die alten Brücken.
Erwähnt werden soll noch die "Mappa Mundi
d`Albi", eine der beiden ältesten Darstellungen der Welt, wie sie im
8. Jahrhundert wahrgenommen wurde (die andere ist im Besitz des Vatikan). In der
Schatzkammer der Kathedrale Sainte-Cécile kann man sich in der
Hauptsaison das Faksimile und mehrere Informationstafeln, die die einzigartige
Karte und ihre Geschichte erklären, anschauen. Das Original der "Mappa
Mundi d`Albi" wird in einem besonderen, von Licht, Feuchtigkeit und anderen
Einflüssen geschütztem Raum in der Bibliothek Pierre-Amalric im Künstlerviertel
von Albi (Stadtteil Cordeliers) aufbewahrt. Aus konservatorischen und
sicherheitstechnischen Gründen wird das Original nur selten gezeigt, ist es
doch eng mit der Geschichte der Menschheit verbunden.
Weitere Informationen zur Stadt, zur Kathedrale, dem
Museum von Toulouse-Lautrec und zur Mappa Mundi findet man auf der
Homepage der
Tourist-Information von Albi.
©uew-2020-11