Leidenschaft Okzitanien
Sehenswertes in Okzitanien
Die Eremitage von Força-Réal
- L`ermitage de Força-Réal
Fünfzehn Kilometer westlich von Perpignan im Département
Pyrénées-Orientales liegt, schon weit sichtbar, der 510 Meter hohe
Berg Força Réal. Auf der westlichen Bergspitze liegt die
Eremitage, auf der weiter östlichen zweiten Bergspitze eine Relaisstation
(leider).
Im Jahr 1258 (nach dem Vertrag von Corbeil) errichteten
die Herrscher der Grafschaft Roussillon, die Könige von Aragon und
Mallorca, wegen der strategisch günstigen Lage auf der Spitze des Berges
(er hieß früher "Mount Ner") eine Festungsanlage zur
Sicherung und Verteidigung der Nordgrenze der Region. Sie erhielt den Namen "Castri
de Força Réal", was auf Katalanisch so viel wie "Festung
der königlichen Gewalt" heißt. Mit dem Pyrenäen-Vertrag
verlor die Anlage ihre Bedeutung und wurde 1693 zerstört.
Mit den Abrisssteinen wurde im gleichen Jahr auf
Anweisung der Baronin von Montclar mit dem Bau einer Kapelle und Einsiedelei
begonnen. Sie wurde der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet und 1708 eingeweiht.
Ein paar Jahre später (ab 1714) begannen dann die Prozessionen der Pfarrei
Millas mit der Bitte und der Hoffnung, dass die verheerenden Hagelstürme,
die jedes Jahr die landwirtschaftliche Produktion zerstörten, vorbeiziehen
würden.
Von der Eremitage und der Relaisstation hat man einen
atemberaubenden 360°-Blick über einen großen Teil der Ebene des
Roussillon, den Pyrenäen mit dem Canigou, den Albères, dem Têt-Tal,
Teilen des Corbières und natürlich dem Meer.
Zur Zeit der französischen Revolution wurde dieser
Ort geplündert und zerstört. Erst ab 1819 begann durch die Gemeinden
Millas, Corneilla-la-Rivière und Montner und freizügiger Spenden der
Bewohner dieser Orte die Restaurierung, die Kapelle wurde 1822 erneut eingeweiht
und die Prozessionen wurden wieder aufgenommen. Heute finden jährliche
Feierlichkeiten unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt: am
14. August (Maria Himmelfahrt), am 8. September (Maria Geburt) und jeden
Karfreitag.
Rund um die Einsiedelei gibt es schöne Wanderwege
und einen botanischen Pfad. Hier kann man fast alle Pflanzen der Garrigue
antreffen: Oliven- und Mandelbäume, Pinien, Steineichen, Ginster, Lorbeer,
wilde Orchideen, Oleander, Iris, Rosmarin, Thymian, Silberdisteln, Salbei,
Johanniskraut ... Am beeindruckendsten sind aber die riesigen, oft meterhohen
Fenchelstauden. Wahrscheinlich hat das Gebiet rund um den Força-Réal,
das den Namen Fenouillèdes trägt, davon seinen Namen (Fenchel heißt
auf französisch "fenouil").
Weitere Informationen (in französisch) findet man
hier
.
©uew-2020-11