Leidenschaft Okzitanien
Die Garrigue
Früher war der Mittelmeeraum fast vollständig
von Nadel- und Laubwäldern bedeckt. Aus historischen Quellen weiß
man, dass neben Pinien, Zedern, Zypressen, Pappeln und Plantanen vor allem der
Olivenbaum, aber auch Kork- und Steineichen diese Wälder bildeten.
Dann aber kam der Mensch und veränderte Flora und
Fauna. Die Wälder wurden zugunsten der Weidewirtschaft gerodet, viele Bäume
wurden gefällt um als Bauholz für neu entstehende Siedlungen und vor
allem für den Schiffbau zu dienen. Mit der steigenden Bevölkerungszahl
wurden mehr Flächen für die Bebauung, für die landwirtschaftliche
Nutzung benötigt, aber auch Brennholz für Koch- und Heizzwecke.
Das unkontrollierte Roden, aber auch zunehmende Waldbrände
führten zur Zerstörung der Humusschicht, die aufgrund der Austrocknung
leicht vom am Mittelmeer immer herrschenden Wind weggetragen wurde. Anstelle der
Wälder entwickelte sich dort, wo es noch ausreichend Humus gab, die "Macchie",
ein nicht mehr so hoch werdender Pflanzengürtel aus immergrünem
Buschwerk.
Mandeln |
Wilde Orchideen |
Wacholder |
Je weniger Humus zur Verfügung stand, desto
niedriger wurde der Bewuchs. Es entstand die "Garrigue". Zwischen 20
cm und 2 m hoch ist das Wachstum. Um so erstaunlicher ist die Artenvielfalt, die
schon wenige Meter nach der eigentlichen Küstenlinie beginnt. Ein für
alle Naturliebhaber beeindruckendes Gebiet mit einer reichen Pflanzen- und
Tierwelt.
Rosmarin |
Thymian |
Lavendel |
Bei Spaziergängen meint man die Zeit sei in diesen
hügeligen Heideflächen sillgestanden. Man hört nur das Zirpen der
Grillen, es duftet stark nach Thymian, Lavendel, Salbei und Rosmarin. Wilde
Olivenbäume, Zypressen und niedrige Pinien versperren einem die Sicht zum
Meer. Aber man spürt es doch. Hier kann man abschalten, dem oft nervtötenden
Tourismus entfliehen. Hier kann man seine Ruhe finden und die Schönheiten
Okzitaniens genießen.
Leuchtende Ginsterbüsche, wohlduftende Minze und
Salbei, Lorbeer- und Wacholderbüsche sind Begleiter durch die Garrigue.
Viele dieser Pflanzen besitzen ätherische Öle, die den typischen Duft
der Garrigue und der Macchie ausmachen. Diese Öle sind aber auch für
viele Pflanzen ein Schutz vor übermäßigem Austrocknen und vor
dem Verzehr von Tieren, die diese Öle oft nicht mögen.
Ginster |
Salbei |
Silberdistel |
Die Garrigue ist auch Heimat zahlreicher, oft seltener
Tiere. Ein Pardies für Vogel- und Tierbeobachtungen. Aber sie sind sehr
scheu und reagieren auf Geräusche, Stimmen, Bewegungen sofort mit Rückzug
oder Flucht. Wenn sie allerdings überrascht und gestört werden und
sich bedroht fühlen, können sie auch manchmal für uns Menschen
eine Gefahr bedeuten. Schlangen (Ringelnatterarten und Vipern), Skorpione und
giftige Spinnen ermahnen uns mit der Natur rücksichtsvoll und sorgsam
umzugehen. Und auch die überhandnehmende Spezie der Wildschweine sind, vor
allem wenn sie Junge haben, nicht zu unterschätzen. Festes Schuhwerk und
ein festes Auftreten ist daher für Spaziergänge und Wanderungen unerlässlich.
Und dass man sich nicht unkontrolliert hinsetzt, um vielleicht die schöne
Landschaft zu betrachten oder Picknick zu machen, sollte selbstverständlich
sein.
Scorpion |
Gecko |
Couleuvre |
Ephippiger |
Schmetterling |
Gottesanbeterin |
Wiedehopf |
Zikade |
Nachtschwärmerraupe |
Auch die französische Regierung und die Regionen
haben die Bedeutung dieses Gebietes für Umwelt und Natur erkannt. Die
Region Okzitanien umfasst sowohl einen Teil des 1967 gegründeten
Nationalparks Pyrenäen als auch sieben regionale Nationalparks (Parcs Naturels Régionaux PNR), ein achter soll
2020 folgen.
Achtung
In Okzitanien kommt es jedes Jahr zu Dutzenden von
Waldbränden mit verheerenden Folgen für Mensch, Natur und Umwelt. Es
gibt viele Faktoren, die Waldbrände auslösen und verbreiten, wie zum
Beispiel:
- eine Wärmequelle (Flamme, Funke, Blitz)
- Wetterbedingungen (Wind, Dürre)
- die Existenz leicht entzündlichen Materials (Vegetation.....).
Statistiken zeigen aber, dass die Mehrheit der Brände menschlichen
Ursprungs ist (versehentlich oder absichtlich).
Sollten Sie bei einem Ihrer Spaziergänge oder
Wanderungen durch die Garrigue Zeuge eines beginnenden Feuers werden, so
informieren Sie bitte umgehend die Feuerwehr (Pompiers) unter der
Notrufnummer 112 oder 18
und bringen sich anschließend unter Verlassen des Gebietes in Sicherheit.
Hier zählt jede Minute. Bei bestimmten Wetterbedingungen (Hitze, lange
Trockheit, starker Wind) wird der Zugang zu bestimmten Gebieten gesperrt und mit
Schildern gekennzeichnet. Halten Sie sich unbedingt daran, auch wenn Sie dadurch
eine schöne Wanderung nicht durchführen können.
©uew-2019-03