Leidenschaft WEIN

"Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien das schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste" schrieb schon der griechische Schriftsteller und Philosoph PLUTARCH (45-125 n. Chr.) in Moralia I, Vorschriften zur Gesundheit, S. 19. Und dem können wir nichts hinzufügen!

Unsere Liebe, unsere Leidenschaft zu Frankreich hat uns auch zu unserer Leidenschft Wein geführt (oder war es umgekehrt?). Da, wo unsere Wurzeln sind, war Wein bedingt durch das Klima eigentlich kein Thema, eher das Bier, das Getränk aus Hopfen und Malz ("Hopfen und Malz, Gott erhalt`s", war ein täglicher Spruch in unserer alten Heimat, der Oberpfalz.) Obwohl in der früheren Zeit auch in Altbayern Wein angebaut wurde ("a recht a saurer"), hat sich das Getränk aus den herrlichen Trauben nie richtig etabliert. (Wobei ich aber durchaus die guten trockenen Frankenweine im Bocksbeutel nicht unterschlagen will.)

Weißwein
Weinstock im Winter
Rotwein

Wenn man bei der größten Internet-Suchmaschine den Begriff "Wein" eingibt, erhält man die unglaubliche Zahl von 67 700 000 Treffern. Also überflüssig, eine neue Weinseite zu machen und ins Netz zu stellen? Ja und nein! Wer sich beruflich mit dem Thema Wein beschäftigt, der wird viele dieser Quellen untersuchen, ausschöpfen, verwerten, wer sich aber - so wie ich - hobbymäßig zu dem "vergorenen Traubensaft" hingezogen fühlt, der möchte kurze, zusammenfassende Informationen haben, die bei einem guten Glas Rotwein das Wesentliche darstellen. Und das möchte ich mit dieser Seite versuche. Wein schmeckt eben (zumindest mir) nochmal so gut, wenn man ein bisschen darüber bescheid weiß und man mit Freunden und Freundinnen darüber "fachsimpeln" kann.

Weinfeld im Frühsommer
Weinfeld im Herbst

Weltweit wird auf ca. 7,5 Millionen Hektar Land Wein angebaut (nicht dabei ist die Fläche für unsere bescheidenen 15 Weinstöcke!!). Ein bisschen weniger als die Hälfte davon (3,5 Millionen Hektar) entfällt auf die Europäische Union (darunter 102 000 ha in Deutschland, 807 000 ha in Frankreich und 1 030 000 ha in Spanien). Die Rebfläche in der EU insgesamt ist in den letzten Jahren durch Stilllegungsprämien der EU kontinuierlich zurückgegegangen, was für Weinliebhaber wie uns beim Anblick der herausgerissenen Weinstöcke schon schmerzlich ist. (Quelle: OIV, Organisation Internationale de la Vigne et du Vin, 2011)

Traurig, traurig!
Schade!

2011 wurden auf der ganzen rund 265 000 000 Hektoliter Wein produziert. In den Staaten der EU waren es gut 157 Millionen Hektoliter. Wenn man die Weinproduktion der europäischen Staaten, die nicht in der EU sind, dazuzählt, wurden rund 80 Prozent der gesamten weltweiten Weinproduktion in Europa getätigt. (Quelle: OIV, Organisation Internationale de la Vigne et du Vin, 2011)

Obwohl der Weinkonsum in der Europäischen Union seit Jahren rückläufig ist, tranken die Bürger und Bürgerinnen immer noch 122 Millionen Liter Wein. In Deutschland wurden 19 700 000 hl Wein getrunken (das sind 24 Liter pro Person). Spitzenreiter der Weinkonsumenten bleibt Frankreich mit rund 46 Liter pro Kopf der Bevölkerung - wir haben ein klein wenig dazu beigetragen (macht eine Gesammtmenge von rund 29,9 Millionen Hektoliter). (Quelle: OIV, Organisation Internationale de la Vigne et du Vin, 2011)

Mal angenommen, man würde die Menge des französischen Weinkonsums in Flaschen abfüllen, dann bräuchte man dafür Platz für 3 986 666 667 Flaschen. Und wenn man die Flaschen dann aneinanderstellen würde, jede übliche 0,75-l-Flasche hat einen Durchmesser von 7 cm, dann käme eine Strecke von rund 279 000 km zusammen, die ausreichen würde um fast siebenmal die Erde am Äquator zu umrunden. Eigentlich unglaublich!


Alkoholfreier Rotwein aus Frankreich

Sorry, aber jetzt höre ich schon den Aufschrei der Moral- und Gesundheitsapostel, weil der Konsum von Wein so verharmlosend dargestellt wird. Richtig, Alkohol ist gefährlich, sehr gefährlich sogar. Aber ich möchte doch zu bedenken geben, dass es einen Unterschied gibt zwischen Mißbrauch und Gebrauch. "Uti non abuti - gebrauche, mißbrauche nicht". Und auch Goethes Leibarzt Dr. Hufeland schließen wir uns aus Überzeugung an: "Der Wein erfreut des Menschen Herz, aber er ist keine Notwendigkeit zu Leben ... ja, er kann sogar das Leben eher verkürzen, wenn er zu häufig und in zu grossen Mengen getrunken wird. Wenn er daher nicht schaden und ein Freund des Lebens werden solle, so muss man ihn nicht täglich und nie im Übermaß trinken, je jünger, je weniger. Am besten ist es, wenn man den Wein als die Würze des Lebens betrachtet und ihn vor allem auf Tage der Freude und Erholung, auf die Belebung eines freundschaftlichen Zirkels aufspart."

Auch wir haben schon alkoholfreien Rotwein gekauft und probiert (siehe Foto links). Aber er schmeckt uns halt nicht und so trinken wir lieber den richtigen Wein, bewußt und in Maßen. (Über die unbestrittene gesundheitliche Wirkung von Rotwein dann später.)


Übrigens gilt in Frankreich schon seit vielen Jahren das Verbot von Alkoholwerbung im Fernsehen und im Kino. In fast allen anderen Medien, auch dem Internet, ist die Werbung für Alkohol nur mit Einschränkungen und dem Hinweis: "L`abus d`alcool est dangereux pour la santé, a consommer avec modération." (übersetzt ungefähr: "Übertriebener Alkoholgenuss ist gefährlich für die Gesundheit, mit Mäßigung zu gebrauchen.") erlaubt ("Loi Evin"). Auf Flaschen mit Alkohol muss zusätzlich das nebenstehende Piktogramm für schwangere Frauen abgedruckt sein.

So nun aber wieder zurück zu unserer Leidenschaft Wein.

Was ist eigentlich Wein? Manchmal haben wir in lustiger Runde, meist nach dem zweiten Glas, uns diese Frage gestellt. Wein ist ein Getränk, ja, Wein ist ein Getränke, das aus Weintrauben hergestellt wird, ja, Wein hat was mit Gärung zu tun, ok und so haben wir weiterphilosophiert. Am Schluß waren wir dann alle der gleichen Meinung: Hauptsache er schmeckt uns! Dabei gibt es tatsächlich eine genaue Definition von Wein. Gemäss dem Internationalen Kodex der Önologischen Praxis der O.I.V. (Organisation Internationale de la Vigne et du Vin, Internationale Organisation für Rebe und Wein - siehe hier) wird Wein wie folgt definiert: "Wein ist ein Getränk, das ausschließlich durch vollständige oder teilweise alokoholische Gärung frischer, gepresster oder nicht gepresster Trauben oder aus Traubenmost gewonnen wird. Sein Gehalt an vorhandenem Alkohol muss mindestens 8,5 Volumenprozent betragen." Um ein so Vieles schlauer, haben wir uns dann gleich nochmal ein Glas eingeschenkt.

Ein gutes Glas
Von der Traube ins Glas

"Der Wein wächst im Weinberg" ist eine althergebrachte Meinung, doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Die Arbeit, die "Kunst" und das Können des Weinbauern und des Kellermeisters sind mindestens genauso wichtig. Das fängt schon an bei der Auswahl der Rebsorten, die angebaut werden sollen. Nicht überall wachsen alle Rebsorten gleichermaßen, denn das vielgehörte Mode-Wort "terroir" spielt dabei doch ein ganz große Rolle. Welcher Boden ist vorhanden, welche Feuchtigkeit kann er speichern, wie ist die Sonneneinstrahlung auf dem Feld, welche Winde wehen, wie stark und zu welcher Jahrezeit, gibt es starke Temperaturschwankungen, möglicherweise mit Frost und Schnee, wie ist das Mikroklima, wie die Zusammensetzung des Bodens usw.? Aber "terroir" ist nicht nur der geographische und klimatische Gesichtspunkt für den Erfolg beim Weinbau. Dazu zählt vor allem auch, wie der Mensch damit umgeht. Wer das Glück hat, einem Weinbauern das ganze Jahr "über die Schulter zu schauen", der erkennt sehr schnell, welchen Einfluss der Winzer hat und im übrigen welche schwere, anstrengende und zeitintensive Arbeit dahinter steckt, um einen guten Wein zu produzieren. Bei jedem Wind und Wetter, bei Kälte und Hitze, ohne Rücksicht auf das Wochenende und die Uhrzeit für "sein" Weinfeld da zu sein, das verdient schon hohe Anerkennung und Wertschätzung für den Beruf Weinbauer.

Dazu ein kleine, aber wahre Geschichte:

Ende August. Mit Freunden aus Deutschland sitzen wir nachts gegen Mitternacht noch immer auf der Terrasse in einem kleinen Dorf im Corbières, gutgelaunt, von dem hervorragenden Wein aus der Nachbarschaft bestens angetan, zufrieden mit Gott und der Welt und sich selbst und dankbar für den guten Tropfen im Glas. Plötzlich zerreißt das Aufheulen eines Motors die Stille der Nacht, unten im Dorf hört man Autotüren schlagen, noch ein starker Motor wird angelassen, das Brummen vieler Motoren durchdringt die Nacht. Erschrocken schauen uns unsere Freunde an, als das Motorengeräusch immer lauter wird und zwei große, hell erleuchtete Ungetüme begleitet von mehreren Traktoren und einigen PKWs an unserem Grundstück vorbeituckern und in den Weinfelder hinter unserem Haus verschwinden. "Was war jetzt das?" fragt Rainer, sichtlich irritiert. Schnell können wir unsere Freunde aufklären: Die Weinernte hat begonnen! Jetzt, genau jetzt, ist der richtige Zeitpunkt, ist die richtige Temperatur und die richtige Luftfeuchtigkeit um die ersten Weißwein-Trauben zu ernten. Und das mitten in der Nacht! Keine Zeit für die Weinbauern und ihren Familienangehörigen zu schlafen, denn jetzt wird das Ergebnis der Arbeit der letzten Monate eingefahren. Wir stoßen mit einem letzten Glas auf die fleißigen Weinbauern an, begleitet vom sanften Brummen der Erntemaschinen in den Weinfeldern. "Wie froh, dass ich kein Weinbauer bin und jetzt ins Bett gehen kann, gute Nacht!" verabschiedet sich mit leicht schwankendem Gang Rainer.

Ein paar Impressionen von der Weinernte:

Achtung! Weinernte!
Das Ungetüm, der Vollernter
Syrah wurde geerntet
Das ergibt aber viele gute Flaschen
Handarbeit ist unerlässlich!
Mit der Rückentrage zum  Anhänger
Vorsicht beim Abschneiden der Trauben

Bald geht es weiter!

Hier geht es schon mal zu einer Bilderserie: "Ein Jahr im Leben eines Weinstockes".

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