Leidenschaft Languedoc-Roussillon

Das Departement Aude - Pays Cathare (1)

Schönheit des Landes - Geschichte - Bevölkerung - Geographie - Wirtschaft - Klima

Departement Aude
Das Wappen des Departements Aude
Le pays cathare

Die Schönheit des Landes

"Il est une terre privilégiée" ("Es ist ein bevorzugtes Land") heißt es in einer Broschüre über das Departement Aude - und man kann dem nur zustimmen! Meer und Berge gleich nebeneinander, weite, abwechslungsreiche, interessante und spannende Landschaften, Burgruinen und Schlösser aus der Katharerzeit, ehrwürdige Klöster, Sehenswürdigkeiten, die die UNESCO zu Weltkulturerben ernannt hat wie der Canal du Midi oder Carcassonne, unberührte Natur mit einer riesigen Artenvielfalt und dem Zirpen der Grillen in der nach Lavendel, Thymian und Rosmarin duftenden Garrigue.

Mont Canigou
Canal du Midi
Garrigue
Château Peyrepertuse
Carcassonne
La mer!

Überall prächtige Weinfelder und imposante Weinkeller mit Weinen, die sich nicht mehr verstecken müssen und international Anerkennung erfahren, gemütliche Dörfer und Städte, in denen die Wochenmärkte und Markthallen die Wünsche aller Feinschmecker erfüllen, hervorragende Restaurants, in denen Küchenchefs ihr Können beweisen (und vom Guide Michelin dafür mit so manchem Stern ausgezeichnet werden), einem reichhaltigen und abwechslungsreichen Kulturleben und natürlich den vielen netten Menschen, die, wenn sie ihre natürliche Zurückhaltung aufgegeben haben, herzlich, sehr freundlich und hilfsbereit sein können und sich dann an 300 Sonnentagen im Jahr erfreuen. Wer hier leben kann, darf sich glücklich schätzen und sich täglich der Schönheit dieses Departements erfreuen.

Reiche Ernte
Im Weinkeller von Terra Vinea
Köstlichkeiten des Marktes
Festjades in Gruissan
Huitres aus Bouzigues
Okzitanische Musik in Villadonnel beim Fête des Châtaignes

Geschichte

Das Departement Aude hat schon sehr früh eine geschichtliche Rolle gespielt. Da waren zum Beispiel die Römer. Kaiser Domitius errichtete schon 118 v. Chr. "Colonia Narbo Martius" (heute Narbonne), die Hauptstadt der römischen Provinz Gallia Narbonensis. Überall hinterließen sie ihre Spuren. So wurden bei Ausgrabungen auf dem Marktplatz von Narbonne Überreste der alten Römerstraße Via Domitia gefunden. Sie verband Norditalien mit den von den Römern eroberten Gebieten in Spanien.

Reste der Via Domitia in Narbonne
250 km lang war die Via Domitia

Nach den Römern übernahmen die Barbaren das Gebiet, die dann von den Westgoten vertrieben wurden. Im Jahre 711 n. Chr. landeten die Mauren in Gibraltar und nahmen Spanien und große Teile des heutigen Südwest-Frankreichs in ihren Besitz. Narbonne wurde 720 von den Arabern erobert und zu einer bedeutenden Festung ausgebaut. Aber auch die arabischen Tage waren gezählt. Bereits um 760 n. Chr. wurde das ganze Gebiet als "Gotische Mark" dem Frankenreich einverleibt. Nach dem Tode Karls des Großen entstanden dann mehrere kleinere, aber selbstständige Grafschaften im ganzen Südwesten Frankreichs. Bedeutung erlangten schließlich die Grafen von Toulouse, die sich auch das Herzogtum Narbonne einverleibten.

Um 1100 n. Chr. schlossen sich immer mehr "einfache" Menschen aber auch Adelige des Midi einer "neuen" Glaubensauffassung an: den der Katharer. Die Lehre der Katharer stammt wohl aus Persien. Sie lehnte die katholische Kirche ab, da sie ihrer Meinung nach dem Teufel verfallen war, was sichtbar wurde in der Verschwendungssucht, der weltlichen Lebensart und der Prasserei vieler geistlicher Herren. Die Katharer selber dagegen lebten so einfach wie möglich, verzichteten auf alles Irdische und lehnten die Anhäufung von Reichtümern ab. Sie lehnten die Sakramente der katholischen Kirche ebenso ab wie deren Heilige und Jesus Christus als den Erlöser. Ihre eigene Struktur sah Bischöfe, gewählt aus den eigenen Reihen, und geografisch geordnete Bistümer vor. Jeder Gläubige, ob Mann oder Frau, konnte zum Vollkommenen ("Parfaits" oder "Bonshommes") aufsteigen, was das Ziel der Anhänger war. Für die katholische Kirche war damit ihre Vorherrschaft bedroht und vor allem auch ein Verlust an ihren Einnahmen. Nach anfänglichen Verurteilungen Einzelner und Verhängung des Kirchenbanns, rief 1208 Papst Innozenz III. zu einem Kreuzzug gegen die Katharer auf, bereitwillig unterstützt von den französischen Königen. Grausam und martialisch wurden die Katharer verfolgt und zu Zehntausenden getötet oder in den (Feuer)-Tod getrieben. "Tötet sie alle, der Herr wird die Seinen schon erkennen", war die Parole. Die Spuren dieser grausamen und schrecklichen Zeit der Katharerverfolgung sind noch heute im Departement Aude überall sichtbar.

Die Katharerburg Cht. Quéribus
Route des Châteaux CATHARES
Die Katharerburg Cht. Villerouge-Termenès
Denkmal an die Vernichtung der Katharer in Minerve
Katharerkreuz
Tour Magdala in Rennes-le-Château

Jahrelang dauerte es, bis Katharerburgen wie Quéribus, Peyrepertus oder Montségur im benarchbarten Departement Ariège eingenommen worden waren. Die verbleibenden Katharer flüchteten in den Folgejahren aus Angst vor der Inquisition ins Ausland. Und mit der Verbrennung des letzten bekannten Parfaits, Guillaume Bélibaste 1321 auf dem Scheiterhaufen in Villerouge-Termenès war die Häresie der Katharer im Süden Frankreichs endgültig besiegt.

Nutznießer des Kreuzzuges gegen die Katharer war die französische Krone, die ihren Machtbereich jetzt im Languedoc bis zum Mittelmeer ausdehnen konnte. Das Roussillon hingegen wurde dem Königreich von Mallorca zugeschlagen. Und das Departement Aude lag genau in der Mitte dieser beiden Einflußgebiete. Neben der Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Spanien um die Pyrenäengrenze (Frankreich erhielt schließlich im sog. Pyrenäenfrieden 1659 Roussillion und auch Cerdagne zugesprochen), war es wieder einmal die Religion, die für große Spannungen im Süden Frankreichs sorgte: die Auseinandersetzung zwischen den Protestanten und Katholiken. Erst das Edikt von Nantes befriedete (vorerst) beide Seiten bis der Aufstand der Kamisarden (Camisards), der Hugenotten aus den Cevennen, 1702-1704 zu einem blutigen Glaubenskrieg führte. Erst die französische Revolution löste diesen Konflikt bei der Einteilung in die Departements endgültig. Auch unter Napoleon spielte der Süden Frankreichs eine eher untergeordnete Rolle und gerät durch weitere Zentralisierung noch mehr ins Abseits, was sich bis heute bei der einheimischen Bevölkerung in der Ablehnung "der Pariser aus dem Norden" wiederspiegelt. Daran änderte auch Mitterands Dezentralisierungsgesetz nur wenig.

Wenn man über die Geschichte des Departements Aude Infos sammelt, so gehören m. M. n. drei weitere Punkte unbedingt dazu:

Porte d` Aude

Die Stadt Carcassonne
(La Cité)

Gedenktafel an Marcelin Albert

Der Aufstand der Weinbauern
gegen die Regierung

Canal du Midi bei Le Somail

Der Canal du Midi und
der Canal de la Robine

Bevölkerung

Die Männer in Aude holen Wein
Die Frauen in Aude arbeiten

Nach Angaben des "Institut national de la statistique et des études économiques" (INSEE), vergleichbar mit dem deutschen Statistischen Bundesamt, lebten 2009

- im französischen Gesamtgebiet (France métropolitaine + DOM) 64 304 500 Menschen
- in der Region Languedoc-Roussillon 2 610 890 Menschen
- im Departement Aude 353 980 Menschen (das entspricht 0,55 Prozent der Gesamtbevölkerung Frankreichs).

Mit 51,8 Prozent überwiegt das weibliche Geschlecht. Die Lebenserwartung liegt bei den Frauen bei 84,4 Jahren, bei den Männern bei 77,7 Jahre. (Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Lebenserwartung im gleichen Erhebungszeitraum für Frauen bei 82,6 Jahre, bei Männern bei 77,4 Jahre, ob das an dem "savoir vivre", der gesunden Umwelt oder der Ernährung liegt oder gar an dem guten Rotwein, mag ich nicht zu beurteilen.)

Altersstruktur im Departement Aude im Jahre 2009


Alter


Bevölkerungsanteil


25 Jahre und jünger


27,1 %


zwischen 25 und 59 Jahren


44,2 %


60 Jahre und älter


28,7 %

Zum Schluss noch eine Zahl: 2010 erblickten in Aude 3761 Mädchen und Buben das Licht der Welt.

(Quelle: http://www.insee.fr und http://www.aude.gouv.fr )

Geographie

Das Departement Aude

Zusammen mit den Departements Lozère, Gard, Hérault (34) und Pyrenées-Orientales (66) bildet Aude die Region Languedoc-Roussillon. Weitere Nachbar-Departements sind Ariège (09), Haute-Garonne (31) und Tarn (81). Aude hat seinen Namen vom gleichnamigen Fluß, der in den Hochpyrenäen im Gemeindegebiet von Les Angles entspringt und an der Grenze zu Herault im Gemeindegebiet von Fleury ins Mittelmeer mündet.

Brücke über die Aude
Die Aude in Carcassonne
Die Audemündung bei Fleury

Aude selbst gliedert sich in sieben Gebiete: Montagne Noir, Corbières-Fitou, Pyrénées-Audoises, Lauragais, Narbonnais, Minervois und Carcassonnais. Es besteht aus 35 Cantons (vergleichbar etwa mit den deutschen Landkreisen) und 3 Arrondissements (Bezirke): Carcassonne, Narbonne und Limoux. Die Bevölkerung lebt in 438 Communes (Gemeinden), wovon 417 Gemeinden weniger als 2000 Einwohner haben, 17 zwischen 2001 und 10 000 und vier Gemeinden zwischen 10 001 und 49 999 Einwohner. Hauptstadt (préfecture) ist Carcassonne (Einwohnerzahl: 46 216), Sous-Préfectures sind Narbonne (Einwohnerzahl: 48 020) und Limoux (Einwohnerzahl: 10 170). Aude hat die Departement-Nummer 11.

Wirtschaft

Aude lebt hauptsächlich vom Weinbau und vom Tourismus. Nach Angaben der Departements-Verwaltung wurden 2001 mehr als 16 900 000 Übernachtungen registriert (und das bei ca. 315 000 Gästebetten). Hauptanziehungspunkt ist natürlich das Mittelmeer - Aude hat 47 km Strände - und das beständige mediterrane Klima mit mehr als 300 Sonnentagen. Aber auch andere Sehenswürdigkeiten wie das Réserve Africaine de Sigean, das Château Cantal de Carcassonne, die Abbaye de Fontfroide oder das Château de Peyrepertuse erfreuen sich Jahr für Jahr an wachsender Besucherzahlen.

Mit ca. 100 000 Hektar Fläche ist Aude das weinreichste Departement, Weinfelder so weit das Auge blicken kann. Produzierte man bis vor 15 Jahren hauptsächlich auf Menge, so haben viele Weinbauern der Region heute sehr hochwertige Weine entwickelt. Manche Corbières- oder Fitou-Weine machen bereits den berühmten Bordeaux-Weinen Konkurrenz. Und auch der biologische Anbau von Wein macht in Aude große Fortschritte - als Beispiel seien hier nur die Weine von Louis Fabre genannt. Die Weinproduktion und die Vermarktung sind ein wichtiger Arbeitsplatzgarant der Region. (Siehe auch: Languedoc-Roussillon: Das größte Weingebiet der Welt)

Daneben spielen noch die Fischerei (übrigens auch die Huitre-Zucht zum Beispiel in Gruissan), die Landwirtschaft vor allem im nördlichen Teil des Departements (Getreideanbau in Lauragais, Schafzucht in den Montagne noir) und einige Industriezweige (Schuhe, Textilien, Lebensmittel) eine durchaus bedeutende wirtschaftliche Rolle. Anzumerken sei noch, dass mehr als 75 % der erwerbstätigen Bevölkerung in Aude im Dienstleistungsektor beschäftigt ist, also auch direkt oder indirekt vom Tourismus abhängen.

Klima

Aude besitzt - mit Ausnahme des nördlichen Teils - ein typisch mediterranes Klima. Also ein Klima mit trockenen heißen Sommern und niederschlagsreichen aber milden Wintern. Frost gibt es nur ganz selten.

Großen Einfluß auf das Wetter hat in Aude der Wind. Die "Tramontane" - vor allem im Frühling und im Herbst zu spüren - ist ein kalter Nordwind, der zwar die Wolken vertreibt - so sagen die Einheimischen - aber Sturmstärke erreichen kann und unangenehm kalt ist. Angenehm von der Temperatur dagegen ist der "Marin", ein oft stürmischer südlicher Wind, der dazu führt, dass man glaubt das Meer stehe schon direkt vor der Haustüre, weil die Wellen so laut zu hören sind. Schnee ist in Aude - außer im gebirgigen Hinterland - eine Seltenheit für wenige Stunden. Regen gibt es hauptsächlich im Winterhalbjahr, dann aber kann es tagelang wie aus Kübeln schütten, kleine Bächlein werden zu reisenden Strömen und schwere Überschwemmungen können Menschenleben kosten und Haus und Hof vernichten (wie im Dezember 2003).

Dem Klima verdankt Aude nicht nur die ständig zunehmende Zahl der sonnenhungrigen Touristen, die die mehr als 300 Sonnentage des Jahres genießen und das aufgewärmte Mittelmeer (mit Wassertemperaturen von oft 25 Grad im Hochsommer) schätzen, sondern auch den hervorragenden Wein, der in diesem Klima prächtig gedeiht. Dank der geringen Bevölkerungsdichte und der wenigen Industrie ist die Luft noch rein und duftet dank der vielfältigen Pflanzenwelt, die in diesem Klimabereich wächst, nach den Köstlichkeiten des Südens.

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