Leidenschaft Okzitanien

Die Niederschläge

Trockenheit - Regen - Überschwemmungen

Zunächst muss man mal vorausschicken, dass Okzitanien grundsätzlich eine sehr trockene Region ist. Wasser ist heute fast immer eine Mangelware. Das zeigt sich nicht nur an den trockenen Bach- und kleinen Flußläufen und den ausgetrockneten, braunen Grasflächen vor allem im Sommer, sondern auch an den regelmäßig jedes Jahr verordneten Einschränkungen zum Wasserverbrauch durch die jeweiligen Präfekturen. Wochenlang dürfen Rasenflächen, Sportplätze, Golfanlagen usw. nicht gegossen werden, private Schwimm- und Planschbecken nicht gefüllt werden, Autos nicht gewaschen werden, ..., Gemüsegärten und landwirtschaftlich genutzte Flächen nur zu bestimmten Zeiten usw. usw.

Vertrockneter Rasen
Aqusgetrocknetes Bachbett
Wenig Wasser in Flüssen

Zur Verringerung des Wassermangels gibt es übrigens das Projekt "Aqua domitia". Seit Jahren wird an dem umstrittenen und vielen Millionen teuren Projekt gebaut, das Wasser aus der Rhône in die besonders trockenen Departements Gard, Herault und Aude umleiten soll.

Der Regen fällt in Okzitanien natürlich wie überall auf der Welt regional sehr unterschiedlich. Während es z. B. in Montpellier wie aus Eimern schüttet (die Franzosen würden sagen "il pleut comme vache qui pisse"), fällt im 80 km entfernten Narbonne kein einziger Tropfen der kostbaren Flüssigkeit. So ist es sehr schwierig für die gesamte Region einen seriösen Überblick zu geben. Ich will mich daher (dank der privaten Messstation Thézan-des-Corbières*) auf dieses Gebiet beschränken, glaube aber, dass für andere Regionen ähnliche Werte zutreffen werden.

* Die private Messstation Thézan-des-Corbières liegt im Departement Aude, ca. 20 km vom Meer entfernt.
Standort der Station: 43° 06` 15,41`` N, 2° 45` 51,32`` O. Mehr Wetterdaten hier.


Endlich Regen
Regen satt
Mehr Wasser als Wein

Die folgende Statistik zeigt die Regenverteilung in den einzelnen Monaten über einen Zeitraum von acht Jahren an der Wetterstation in Thézan-des-Corbières. (Angaben in mm/m²)

Monat/Jahr

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

Durchschnitt

Januar

7,7

29,7

27,4

10,2

21,2

148,3

41,3

17,9

38,0

Februar

0,3

13,2

14,8

26,1

62,3

95,1

51,9

7,0

33,8

März

52,6

88,2

17,0

92,3

47,9

97,6

119,1

2,6

64,7

April

51,8

95,3

72,1

26,7

31,9

18,1

147,6

41,2

60,6

Mai

26,6

95,5

18,3

10,8

36,4

22,1

59,5

39,4

38,6

Juni

33,5

8,7

6,8

65,8

22,2

9,3

15,8

15,4

22,2

Juli

33,8

13,6

53,1

20,5

5,0

11,6

39,2

26,6

25,4

August

50,3

12,5

24,4

30,5

2,9

9,9

28,2

6,5

20,7

September

69,2

32,7

110,9

16,4

56,7

15,9

2,4

55,5

45,0

Oktober

226,3

16,1

4,4

9,6

99,0

59,5

302,4

151,2

108,6

November

28,6

147,7

271,3

29,4

65,1

2,7

70,8

51,8

83,4

Dezember

20,1

9,7

28,8

11,1

39,1

28,6

41,4

69,0

31,0

gesamt

600,8

562,9

649,3

349,5

489,7

518,7

919,6

484,1

571,8

Diese Statistik zeigt auch die ungleiche Verteilung des Niederschlags.

Frühling (März, April, Mai)

durchschnittlich 436,9 mm/m²

Sommer (Juni, Juli, August)

durchschnittlich 182,0 mm/m²

Herbst (September, Oktober, November)

durchschnittlich 631,8 mm/m²

Winter (Dezember, Januar, Februar)

durchschnittlich 274,1 mm/m²

Mit Hilfe der Regenmengen anderer okzitanischer Wetterstationen (Perpignan, Toulouse, Montpellier, Beziers, Nimes, Carcassonne) ergibt sich für Okzitanien eine jährliche durchschnittliche Regenmenge von ca. 600 mm/m². (Zum Vergleich: Die jährliche Durchschnitts-Regenmenge in Bayern beträgt lt. Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft ca. 750 mm/m².)

Besonders wenig Niederschlag gibt es also im Sommer. Das führt neben den schon erwähnten Einschränkungen vor allem zu einem Austrocknen der Böden und der Bildung einer festen, betonartigen Oberschicht, so dass Niederschlag - im Sommer meistens in Form von Gewitterregen - nur schwer versickern kann. Im Herbst führt das dann regelmäßig zu schweren Überschwemmungen mit oft katastrophalen Auswirkungen.

Hochwasser
Hochwasser
Überschwemmung
Hochwasser
Überschwemmung
Hochwasser

Okzitanien wird immer wieder von schweren und schwersten Überschwemmungen heimgesucht. Im November 1999 forderten die starken Regenfälle und die daraus resultierenden Überflutungen gewaltige Schäden (umgerechnet mehr als 300 Millionen Euro). Viel schlimmer aber war das Beklagen von 35 Toten allein im Departement Aude.

Auch im Oktober 2018 starben ebenfalls im Dep. Aude 15 Menschen bei den Überschwemmungen. Mehrere Dörfer mussten ganz oder teilweise evakuiert werden (ca. 1000 Menschen). 19 000 Häuser, viele Straßen, Brücken, Eisenbahnlinien wurden schwer beschädigt oder zerstört, Weinfelder überflutet ... Tagelang fielen die Trinkwasserversorgung und das Stromnetz aus. 5700 Autos und landwirtschaftliche Fahrzeuge wurden durch das Wasser beschädigt oder zerstört. Der Präsident des frz. Versicherungsverbandes bezifferte die Schäden auf mindestens 200 Millionen Euro.

Schwere Überschwemmungen gab es auch im Herbst 2019 und im Januar 2020 in ganz Okzitanien.

Überschwemmung - ein Jahr danach
Brückenneubau nach Überschwemmung
Überschwemmung - ein Jahr danach

Obwohl der französische Staat und die okzitanische Regionalregierung viel Geld für Schutzmaßnahmen (Dämme, Deiche, zusätzliche Überflutungsflächen ...) und die Einrichtung von Warnsystemen und Meldestationen ausgegeben haben, erleiden immer wieder Menschen Schaden an den unberechenbaren Naturereignissen.

Schon Monate vor Beginn der "Regenzeit" werden in allen Medien und in den einzelnen Gemeinden Warnhinweise mit Verhaltensmaßnahmen und Schutzmöglichkeiten veröffentlicht.

Pluie-Inondation - Bien préparer
Vigilance inondations
Pluie-inondation - Les 8 bons comportements

Auf einer ständig aktualiserten Internet-Seite kann man sich über den Verlauf des Ansteigens der Bäche und Flüsse informieren (mit einem Klick auf diese Karte kommt man direkt zu der Region, wo man sich gerade befindet oder über die man Bescheid wissen will). Dort findet man detaillierte Hinweise über die jeweilige Situation.

Vigicrues
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