Leidenschaft Okzitanien

José Bové - Roquefort gegen McDonald´s

Sommer 1999: Nachdem die EU den Import gentechnisch veränderter Nahrungsmittel aus den USA verboten hatte (vor allem von hormonbehandeltem Fleisch, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein), führte dieses Land hohe Strafzölle auf Produkte aus Europa ein. Besonders betroffen davon waren u.a. die französischen Bauern aus dem Aveyron, die den berühmten und geschützten Roquefort herstellten, einen ausgezeichnet schmeckenden und sehr beliebten Edelschimmelkäse aus Schafmilch. Aus Protest beschädigten Bauern das kurz vor der Eröffnung stehende McDonald`s-Restaurant in Millau. José Bové, selber Schafzüchter, wurde als angeblicher Anstifter dieser Aktion daraufhin zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Dieser Prozess und die begleitenden Umstände steigerten seinen Bekanntheitsgrad. Viele Franzosen sahen und sehen in Bové einen Vorkämpfer gegen die Übermacht der USA und seiner Großfirmen, allen voran der Firma Monsanto, die ihre gentechnisch veränderten Produkte mit aller Macht weltweit einführen will.

José Bové
Quelle: Guillaume Paumier/Wikimedia Commons, CC-by-3.0
http://www.gpaumier.org

José Bové, 1953 nahe Bordeaux geboren, stieß bereits in den 70iger Jahren zur Protestbewegung gegen die Ausweitung der überwiegend landwirtschaftlich genutzten Hochebene von Larzac (Causse du Larzac) zu einem überdimensionalen Truppenübungsplatz. Er ließ sich dort als Schafzüchter nieder und gründete 1987 mit anderen die "Confédération Paysanne", einen eher links-alternativen Zusammenschluß von Bauern als Gegenstück zum bestehenden eher konservativem Bauernverband "Féderation nationale des syndicats dèxploitanfs abgricoles" (FNSEA). Die Confédération Paysanne lehnt die Industrialiserung der Landwirtschaft ab, stellt den Schutz des Verbrauchers und der Umwelt in den Mittelpunkt ihres Handelns und tritt energisch ein gegen genveränderte Pflanzen und Saatgut. Vor allem im Süden und Westen des Landes hat der Verband starken Zulauf.

Die Franzosen lieben das Essen und sind jedesmal tief verunsichert, wenn wieder einmal irgendein Lebensmittelskandal (wie BSE-Rinder, Schweine- und Hühnergrippe, Glyphosat ...) aufgedeckt wird. Bové begründete daher auch seinen Kampf gegen "Malbouffe" (eine neue Wortschöpfung, die soviel bedeutet wie "Schlechtessen oder Drecksfrass") mit der Standardisierung der Lebensmittel, mit immer größeren und unübersichtlicheren Agrarfabriken, mit dem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, mit unkontrollierbaren Futtermittelkonzernen usw. Die Unterstützung vieler kritischer Franzosen und Französinnen ist ihm daher sicher (zumindest im Verborgenen).

Seine Bekanntheit nutzt José Bové auch um auf die Gefahren der Globalisierung und die damit zusammenhängenden Probleme der landwirtschaftlichen Produzenten in der Dritten Welt hinzuweisen (Stichwort Agrar-Subventionen).

In diesem Zusammenhang ist das im Rotpunktverlag erschienene Buch von José Bové und Francois Dufour: "Die Welt ist keine Ware" - Bauern gegen Agromultis, ISBN 3-85869-217-4, sehr zu empfehlen.

Immer wieder in die Schlagzeilen gerät José Bové, wenn es um die Zerstörung von Genmais-Plantagen geht. Regelmäßig gehört er zu den "faucheurs volontaires", die gentechnisch veränderte Maispflanzen ausreißen. Dafür wurden er und andere mehrmals zu Geldstrafen und Gefängnis verurteilt.

Symbol der französischen "Feldbefreier"
OGM = organisme génétiquement modifié, genetisch veränderter Organismus

Heute ist José Bové Abgeordneter im Europa-Parlament. 2009 wurde er das erste Mal über die Liste des Bündnisses "Europe Écologie" in dieses Gremium gewählt, 2014 das zweite Mal. Dort vertritt er die Interessen der Bürger und Bürgerinnen Südwest-Frankreichs, ist daher auch sehr häufig in der Region Okzitanien anwesend, um sich über die Probleme vor Ort zu informieren. Als Mitglied des Landwirtschaftsausschusses des Parlaments hat er gentechnisch veränderte Organismen (GVO), die Milchkrise, das Einkommen der Landwirte und die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sowie Handelsabkommen und den Kampf gegen die Gewinnung von Schiefergas und den Ausstieg aus der Atomkraft zu seinen Prioritäten erklärt. (Erwähnt sei noch, dass er 2007 für das Amt des französischen Staatspräsidenten kandidierte und immerhin 1,3 % der abgegebenen Stimmen erhielt.)

Seine "Markenzeichen" sind übrigens sein Schnauzer und die Pfeife.

Jose Bove am Canal du  Midi

José Bové als Kunstwerk am
Canal du Midi (Ecluse de l`Aiguille)

Die Pfeife ist immer dabei.

José Bové
auf seiner Facebook-Seite

Jose Bove im Chateau Grand Moulin in Lezignan

José Bové als Kunstwerk im
Château Grand Moulin in Lezignan

Hier geht es zu seiner Homepage: http://www.jose-bove.eu

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